SING THIS SONG.

Vor dem Flughafengebäude steht sie, erwartet sie mich und heißt sie mich jäh willkommen, diese wunderbare, lang vermisste Tropenwand. Die Feuchtigkeit der Luft trägt den schweren hölzernen Geruch, umfließt mich wie eine Welle. Meine Härchen beben. Vorfreude Deluxe.

Bremsen quietschen jäh auf, gemütlich kommt der Wagen in einer ölig glänzenden Pfütze zum Stehen. Etwas im Fahrerbereich stört mich. Verzweifelt überlege ich, was hier nicht stimmt. Die beiden Vordersitze sind mit Spitzendeckchen, die einmal weiß waren, überzogen. Am Rückspiegel baumelt zurückhaltend eine zarte Blumenkette, ein weniger zartes Aroma verströmend. Aus dem Radio dudelt ein asiatischer Popsong. Schrille Töne. Plötzlich verstehe ich! Trotz Rechtsverkehr befindet sich des Lenkrad rechts. Der leise Singsang des Fahrers verstummt, freundlich grinsend dreht er sich um, ausladende Gestik gibt zu verstehen jetzt auszusteigen.

Der Gehweg gleicht einem Flickenteppich. Zerborstene Betonplatten reihen sich an unregelmäßige Pflastersteine in allerlei Farbtönen, dazwischen Sand und Kies. Die Kanalisation verläuft direkt unterhalb des Weges, abgedeckt durch gesplitterte oder gebrochene Planken und Platten. An den Straßenrändern stehen Dieselgeneratoren, Fahrräder, Roller und allerlei Undefinierbares. Dazwischen kleine Straßenstände, Restaurants und herrenlose Hunde. Der leichte Wind trägt hellen sanften Frauengesang. Ich bleibe verzaubert stehen. Genieße die Leichtigkeit des Augenblicks, das Kitzeln der Sonnenstrahlen, die Melodie.

Trotz der frühen Stunde erfüllt die Stadt bereits eine strenge Hitze. Weinrote Roben heben sich von der Umgebung ab. In mehreren Schichten sind sie sorgfältig um die Körper der Mönche drapiert. Nur eine Schulter und der kahl geschorene Kopf erlauben einen Blick auf Haut. In ihren Händen halten sie große silberne glänzende Schalen. Gemeinsam bleiben sie vor einem Geschäft für Krimskrams stehen. Die Frau eilt mit einer ebenso großen Schale heraus, verteilt sorgfältig den darin enthaltenen Reis auf die der Mönche. Man nickt verhalten. Der Trupp setzt sich in Bewegung und wendet sich der nächsten Tür zu.

Gerade kann ich noch mit einem Satz zur Seite ausweichen, als eine Pfütze roter Flüssigkeit neben mir aufklatscht. Einer der Vorbeieilenden war seiner ausgelutschten Portion Betelnüsse überdrüssig. Unzählige Spuckflecken dieser Art verleihen den Straßen einen theatralischen Look. Vor mir blendet golden eine Pagode und ihre Stupas. Hastig überquere ich die breite vor mir liegende Straße, bevor mich Pick-ups, Busse und Tri-Shaws überrollen können.

13. Juni 2014