SCHNELL REIN. SCHNELL RAUS.

Frostige Luft verdichtet sich. Der Airport Express hält auf den Punkt genau. Die Glastüren auf der anderen Seite des Gleises schieben sich schwer auseinander. Koffer klappern über die schmale Kluft zwischen Zug und Beton. Die Türen gleiten langsam leise zu. Dem Innenraum bleibt nur eisige Luft.

Ungeduldiges Warten, Murmeln und Köpferecken auf diesem Gleis. Endlich öffnen sich die Türen. Koffer rollen über den Spalt, verhaken sich und rumpeln ins Innere. Ein kurzer schriller Signalton. Das Licht flackert kaum merklich. Die Türen schließen sich. Mit schneller Fahrt durch den extrem frühen Morgen Beijings.

354 Minuten bis Abfllug – abzüglich Check out und Check in. Müde blinzel ich auf die Papiere, habe den Überblick über die Flut an Anträgen verloren. Fülle Kästchen um Kästchen mit Buchstaben – Name, Heimat, Ziel. Die Zeit läuft. 342 Minuten.

Gewissenhaft prüft der rundliche Beamte meinen Reisepass. Studiert interessiert Stempel um Stempel. Ja, der ist aus Guatemala. Nein, dass ist nicht der Kongo. Ja, ich möchte in die Verbotene Stadt. Ein letzter prüfender Blick über den Brillenrand bevor der rechteckige Stempel sich mit Wucht in das Papier gräbt. Noch 326 Minuten übrig. Schnell zum Bahnsteig.

Die Sonne geht rotglühend auf, taucht die silbernen Schienen in ein magisches Morgenlicht. Helle Strahlen wandern durch das Abteil. Drei mal wechsle ich den Zug, bis ich im Herzen Pekings ankomme. Der Atem hängt schwer in der klirrenden Luft. Im Schatten reichen Pullover und Handschuhe kaum. Die Kälte kriecht durch die dünnsohligen Sneaker und leichten Socken die Schienbeine hinauf. Ein Blick auf die Uhr: 267 Minuten.

Da liegt sie, die Verbotene Stadt. Trotzig und uneinnehmbar. Von Militär bewacht. Ernst blickt das Portrait Mao Zedongs über den Platz. Der geschwungene Torbogen des Kaiserpalastes gebietet dem Durchschreitenden Erfurcht. Rotes Mauerwerk, marmorne Treppen, gußeiserne Statuen, grüne Spaliere, weite Plätze, enge Gäßchen, kleine Muessen, botanische Gärten. 231 Minuten für eine erste Erkundung.

18. Mai 2015