Nem leuang – Kleckern erwünscht.

LUANG PRABANG · LAOS

Eins. Zwei. Drei beherzte Schläge. Lautes Krachen. Das dunkle Holz bricht und splittert. Fasern fliegen. Die Nuss gibt nach, birst an vorgesehener Stelle. Kokoswasser schwappt hektisch heraus, versickert quick im sandigen Boden. Nebenan fließt breit der Mekong, unbeeindruckt träge und still.

Mit herzlich geöffneten Armen empfängt sie uns. Geleitet uns zum Tisch. Dessen Alter und Gebrechen unter einem rotbraunweißem Wachstuch versteckt. Angelehnt an eine mehrfach geflickte hölzerne Brüstung. Vor uns ein natürlicher Bilderrahmen. Durch Bäume und Sträucher hinweg ein grandioser, bühnenhafter Blick: Fluss mit sanft schaukelnden flachen Holzbooten, am anderen Ufer umwerfende Hügellandschaften, alles in saftigem, nahezu triefendem Grün. Am blauen Himmel verspielte Wolken. In der schwülen Luft der Geruch von Wasser. Eher ein vorsichtiger Hauch von Wasser. Dazu ein kaum wahrnehmbares, sanftes, kicherndes Gluckern des Flusses.

Durch Halme aus Bambus schlürfen wir durstig das kühle, süße Kokoswasser. Schaben das weiche weiße Fruchtfleisch aus der Nuss. Zart zergeht es auf der Zunge. Die Zeit scheint durchzuatmen. Der Moment verharrt. Knisternde Geräusche von brennendem Holz drüben am offenen Herd. Vager Geruch von Gebratenem schmeichelt in der Nase.

Das Nem leuang gleicht einem riesigen fluffig-dicken Crepe. Gefüllt mit gehackten Frühlingszwiebeln, knackigen Sprossen und sattem Wasserspinat. Da wir es nicht besser wissen schippt sie für uns resolut Erdnussbrocken über das Ei. Schüttet großzügig Fischsoße hinterher. Kleckst scharf-süsse Chilisauce darüber. Und entquetscht einer Limettenspalte ihren sauren, kribbelnd frischen Saft.

Die Gerüche mischen sich. Salzig, süss, scharf, frisch, sauer dampft mir ins Gesicht. Mit gierigen Fingern reiße ich das Omlete in Stücke. Es tropft und kleckert, flüssig rinnt es mir die Hand hinab. Nicht schlimm. Ein Genuss. Alle Geschmacksknospen explodieren. Tanzen Samba und kriegen sich gar nicht mehr ein.

Ich sauge vereinte Hitze von Sonne, Feuer und Chili in mich auf. Blicke auf diese wundervolle Szenerie. Wieder einmal bin ich auf Reisen im Himmel angekommen. Gefühle von Glück. Vielleicht sogar Glückseligkeit. Hier und Jetzt. Und zugleich Momente, die unvergesslich sind.

15. August 2015