NACHO LIEFERSERVICE.

Die Häuser stehen dicht. Einstöckige Konstrukte aus Backsteinen und Lehm. Bunte Wäsche – Shirts, Hosen, Socken, Büstenhalter – flattert über den Dächern im Wind. Ausgetretene Wege verschwinden hinter üppig wuchernden Büschen. Ein kleiner rotbraun gefleckter Streuner wuselt von Strommast zu Strommast.

Der Ausblick lässt mich innehalten. Inmitten des Hochlands von Chiapas liegt San Cristobal de las Casas eingebettet. Erscheint trügerisch ruhig, gar träge, in vormittäglicher Gelassenheit. Die kolonialen Häuser drunten in der Stadt blicken freundlich zu mir herauf. Ein bunter Flickenteppich. Die meist niedrigen Gebäude werden durch eine Vielzahl Kirchen, Kapellen und anderer Gotteshäuser überragt. Obeliskengleich.

Eine Frau schiebt sich an mir vorbei. Schwarzes glänzendes Haar weht hinter ihr her. Ihre Schürze wippt heiter mit jedem Schritt auf und ab. Auf ihrem Kopf balanciert ein großer fein geflochtener babyblauer Korb. Darin, zusammen gepfercht und aufgetürmt, Tortillas, Nachos. Geruch frisch gebackener Teigwaren bleibt, während sie sich behände entfernt. Mein Magen knurrt.

Leichtfüßig steigt sie die Stufen des Hauses hinauf. Klopft rhythmisch an den hölzernen verzogenen Türrahmen. Die schiefe Tür aus Fliegengitter öffnet sich knarzend spaltbreit. Ein Kopf, gefolgt von einer Hand, schiebt sich heraus. Kurzes Feilschen. Nachos und Kleingeld wechseln ihre Besitzer. Ein Kopfnicken zum Gruß. Der Nachbar wartet bereits.

2. Januar 2014