MIT FISCHEN FÄNGT MAN VÖGEL.

Ein großer Schatten gleitet über den feinen hellen Sand. Flügelschlagen. Zwei weitere kleinere Schatten folgen. Eine Anmutung prähistorischer Flugdrachen. Der Körpergröße trotzend trägt ein thermischer Aufwind den riesigen unförmigen Vogel dem Himmel entgegen. Schrilles kratzendes Krächzen.

Die Wellen umspielen den kilometerlangen flach abfallenden Sandstrand. Die Gischt tanzt fröhlich auf den Rücken der Wellen. Setzt ihnen verliebt weiße Kronen auf. Am Horizont fließen See und Himmel ineinander. Meereshimmel. Heran rauschenden Wogen färben den klischeehaft weißen feinen Sand golden. Bis die Wellen wieder zurück ins Meer gerissen werden und die Feuchtigkeit mit sich ziehen. Eine leichte salzige Brise raschelt träge in den Palmwedeln. Die Kokosnüsse reiben hölzern aneinander. Wellenrauschen. Die Melodie des Strandes von Tulum verheißt Zufriedenheit.

In weiter Ferne sind die Maya Ruinen auf den Klippen zu erahnen. Feine Wolken aus Zuckerwatte umspielen die rötlich untergehende Sonne. Bunte Boote ankern dort. Einige Menschen schlendern knöcheltief im Meer. Kinderlachen mischt sich in die Meeresmelodie. Zwei Fischerboote tuckern in eine kleine Bucht. Die Männer werden freudig erwartet. Kichernde und lärmende Jungs laufen ihnen im knietief entgegen.

Die Boote beherbergen den Fang des Tages. Achtsam werden die großen schimmernden Fische aus dem Boot gehoben. Einer nach dem anderen zum Ufer getragen. Manche sind beinahe größer als die Männer. Andere wiederum messen gerade eine Elle. Der Schatten gleitet wieder über den Sand. Augenblicke liegt der Schatten regungslos über dem Boot. Die Ankunft der Fischer ruft die Aufmerksamkeit weiterer Vögel auf sich. Kreischend und flügelschlagend rangeln sie um den besten Platz in luftiger Höhe.

Die Sonne verbirgt sich hinter Wolken. Abenddunst zieht herauf. Die Boote sind geleert. Nur einige kleine Fische sind noch übrig. Die Kinder umtänzeln die Männer. Helles Lachen. Mutig strecken sie ihre Arme in die Höhe. Silbrige Schuppen glitzern in den letzten Sonnenstrahlen. Der große Vogel rast herab. Verfehlt den kleinen Fisch nur knapp. Die Jungs quieken vor Vergnügen. Drei Arme recken sich empor. Erneuter Anflug. Ein Jung reagiert zu langsam. Sieg für den Vogel. Die Buben stacheln sich gegenseitig an. Die Vögel umschwirren Boote und Kinder. Erhaschen geschickt Fisch für Fisch aus Kinderhand.

Mit den letzten Sonnenstrahlen verabschieden sich auch die Flugdrachen. Die Jungs toben im Wasser, springen von den Klippen und tauchen einander. Heiteres Gelächter. Meeresrauschen. Der Geruch von gegrilltem Fisch.

12. Januar 2014