IN THE JUNGLE, THE MIGHTY JUNGLE (IV/IV)

DUMAQUETE · PHILIPINNEN

Tunlichst vermeiden wir es, zu viel Abstand zwischen uns entstehen zu lassen. Dem schmalen Schein des Lichts ausgeliefert, foppen und necken wir uns mit allerlei Schauerlichkeiten. Ein überraschter, etwas zu hoher Ausruf, schneidet plötzlich die Nacht entzwei.

Ein höchst eigenartiges Insekt: eine riesige fiese mehrbeinige Spinne mit einem Dutzend Flügeln. Die Bäuche haltend vor Lachen gelingt es uns Ralph von der Harmlosigkeit der hiesigen Insekten und ihrer Schatten zu überzeugen.

Atemberaubend, der Moment, als wir an den Rand des Dickichts treten und unter einem aufgespannten schwarzen Dach, durchsiebt mit Abermillionen hellen Sternen, stehen. Magisches, gar mystisches Mondlicht erhellt das grandiose Firmament silbern. Wie wunderschön anzusehen. Kostbar funkelnd. Ohne großes Bohai, auf eine gewisse Weise fremd und überwältigend, kann ich die Erhabenheit der Natur spüren.

Zurück bleibt eine wundersame Grünwelt mit ihrer umwerfenden Landschaft. Der Weg ist nun wieder zwei Mann breit und befestigt. Wenige Meter entfernt stehen unsere Zweiräder, und ein freundliches Gesicht reckt sich aus dem Ladenfenster. Spürbar von Anstrengung und Aufregung der letzten Stunden überwältigt eilen wir auf das Häuschen zu. Drinnen stapeln sich Süßgetränke zuhauf. Genau das Richtige. Mit einem beherzten Blobb ziehen wir den Metallverschluss. Wie herrlich so eine warme Cola schmeckt, kann nur nachvollziehen, wer zuvor darbte. Gackernd – einem Hühnerhaufen gleich – gedenken wir des unerwarteten Abenteuers. Lachen, trinken und schütteln ungläubig den Kopf.

UNENDLICHE FREIHEIT

Zikaden streichen auf ihren Instrumenten, zirpen ein eindringliches Nachtlied. Die Straße liegt so wundervoll karg vor uns. Ein kühler Luftzug trägt den Schweiß fort. Beflügelt sitzen wir auf, starten den Motor. Ich wuchte das knatternde Monstrum herum. Im unstet flackernden Lichtkegel liegt, mit allerhand Geröll gespickt, die als rostrote Sandpiste getarnte Straße. Die abgefahrenen Reifen ruckeln, zucken und rutschen mühsam von mir gehalten den Weg entlang hinab gen Tal. Zunehmend wandelt sich der Untergrund. Unwegsamkeit weicht Gleichförmigkeit. Höchst elegant rollt nun das Motorrad voran. Übermütig drehe ich am Gas. Der Motor stottert. Wuchtig landet die Maschine in einem Krater unterspülten Asphalts. Der plötzliche Aufprall staucht: Fuß, Knie, Rücken; für einen Moment schweben wir. Dann plumpsen wir mit vollem Gewicht auf den kunststoffüberzogenen Sitz zurück. Jede Radumdrehung rattert in rhythmisch ungewohntem Singsang. Kess und fröhlich gluckert der Motor, die letzten Spritreste aufbrauchend. Die Geschwindigkeit bergab nimmt zu. Berauscht lasse ich laufen. Das ist sie! Die große Freiheit.

EPILOG

Mit Getöse und Fanfaren entern wir schließlich in voller Bekleidung den kleinen, eben noch ruhig und träge vor sich hin schwappenden Pool. Erquickend, frisch und blau. Einer seltsam vorkommenden Zeremonie gleich, huldigen wir dem kühlen Nass. Kribbelnd und frisch, sprudelnd und sauber, planschen wir vergnügt und ausgelassen, ja, gar hemmungslos. Tief eingetaucht ins Wasser. Vollends durchdringt es uns. Was für ein Tag.

26. Juli 2016