MAYA GOLD.

Der Atem hängt schwer in der Luft. Irgendwo plätschert Wasser. Ich ziehe meinen gesockten Fuß zurück unter die derben Wolldecken. Schwer liegen sie auf mir, wärmen kaum. Durch das milchige Fenster lässt sich erster Sonnenschein erahnen.

San Cristobal de las Casas, im Hochland México’s, fröstelt. Die Menschen kleiden sich in eine Vielzahl Stoffschichten. Einfarbig bunte Röcke, gehalten von gewebten Schützen. Grobe Hosen und Ponchos in fröhlichen Farben. Schals, Mützen und Handschuhe. Die frostigste Jahreszeit naht.

Auch starker heisser Kaffee vertreibt die Kälte nicht. Mein Streifzug durch die Stadt beginnt. Früher Morgen, das Leben quellt bereits über, Händler bieten Obst, Süßes, Gebäck, Tackos und Schmuck feil. Bernstein und Opale. Tropfenförmig, rechteckig, glatt, geschliffen, naturbelassen, eingefasst, die Auswahl kaum überschaubar. Ein Junge versperrt meinen Weg. Keck verhindert er mein Ausweichen, offeriert vehement seine schweren hölzernen Perlenketten. No, gracias.

Schmiedeeisern umzäunt thront die koloniale Iglesias auf dem weitläufigen Plaza. Die Pforten für jedermann geöffnet. Das klare strahlende Weiß ergänzt durch Pastellblau. Eine Mutter posiert mit ihrem Kind für die väterliche Kamera. Smile. Plastikrascheln der sich im Wind wiegenden Wimpelketten. Gelb, Rot, Weiß, auf Seile gezogen, kreisförmig aufgespannt wispern die Fähnchen von der kommenden Weihnacht. Im Inneren liegt intensiver schwerer Blumengeruch in der Luft. Die blauweiße Farbgebung setzt sich fort und mündet in einer hohen runden Kuppel mit ausladendem Altar. Fein gearbeitete Details. Üppige Farbe. Wundervoller Kitsch. Festlich erhabene Stimmung.

Ein kleiner Obststand auf Rädern bietet mundgerechte Frucht-Päckchen an. Ich teste grüne Mango, entscheide mich für saftigrote Wassermelone. Pikant salzig gewürzt, versehen mit einem Spritzer Limette, überrascht sie mich. Erfrischt mich. Röstaroma schwebt durch die Luft, führt zu einer der vielen kleinen Schokoladenmanufakturen. Dunkle, helle, weiße Pralinés mit Vanillacreme, Minzpaste, Chilli, Fruchtstücken, liebevoll dekoriert und aufgetürmt. Meine Augen quellen über. Stolz trage ich mein Päckchen Maya-Gold hinaus.

22. Dezember 2013