KAFFEE, KOTZE, KLIMAZONE.

Quietschend öffnet sich der Kofferraum. Rütteln, schieben, drücken, drei große Backpacks finden ihren Platz. Die Sonne erhebt sich rotgolden am Horizont, schwerfällig, fast widerwillig. Sanfte Strahlen gebieten der Kälte der Nacht Einhalt. Letzte Tautropfen glänzen auf dem Asphalt. Eine Wolke Mücken surrt aufgeregt.

Der kleine Busbahnhof platzt aus allen Nähten. Busse stehen eng an eng, nebeneinander, hintereinander, warten auf ihre Fahrgäste. Menschen schieben sich an Menschen, Koffern, Taschen, Waren und Shops vorbei. Schrille durchdringende Trillerpfeifen und scheppernde Durchsagen vereinen sich mit Motorjaulen zu einer dumpfen Geräuschkulisse.

Der erste Bus dieses Tages nach Palenque, da steht er, bereit die Straße zu erobern. Zwei Reihen vor mir sitzt eine Mexikanerin mit ihren beiden jungen Töchtern, sie teilen sich einen Zweisitzer. Ich lasse meinen Sitz etwas nach hinten kippen, die Fahrt startet. Im Fernseher läuft ein Film an. Die spanische Version von Highschool Musical. Na prima.

Die Straße umwindet Berge, durchquert Schluchten. Sattgrün eingerahmt, Äste greifen nach dem Bus. Kratzen, schaben über das Dach, schnalzen erzürnt zurück. Kurve um Kurve passiert der Bus kleine Ortschaften, Maisfelder, Bäche, Felsen. Abseits trocknet auf kleinen Quadratmeter großen, bis Fußballfeld großen Planen Kaffee. In der Hitze der Sonne werden unreife Bohnen zu reifen Bohnen, Grün zu Braun.

Die Temperatur steigt, die Klimaanlage stöhnt, tropft, tritt den Kampf an. Ein Straßenschild bezeugt den Übergang zur Tropenzone. Die Mädchen vor mir senken synchron ihre Köpfe. Ihre Hände umklammern Tüten. Ihre schmalen Rücken krümmen und versteifen sich. Würgegeräusche. Ich muss meine Kopfhörer aufsetzten. Konzentriert betrachte ich die intensiv grün vorbei ziehende Landschaft.

30. Dezember 2013