I WANT TO RIDE MY BICYCLE.

Lose baumelt das Bremskabel über dem Lenker. Schmierig-brauner Rost frisst sich unbarmherzig in das trübe Metall. Die nach altem Plastik riechenden Gummi-griffe rollen sich. Schlaff und teilnahmslos hängt die Kette auf dem Zahnrad. Dem einzigen.

Raus aus der quirligen Stadt. Die niedrigen Häuser Tulums im Rücken, schmiegt sich der schmale Weg an die breite Straße. Fußgänger und Fahrradfahrer weichen sich aus, umschiffen einander. Tiefblauer wolkenfreier Himmel stößt auf sattes feuchtes Grün. Üppig umarmt es den Pfad. Schmälert ihn. Leuchtende Blüten sitzen schwer auf langen durchhängenden Ästen. Intensiv süßer Blumenduft vertreibt die Abgase.

Das Fahrrad stöhnt unter jedem Tritt. Gibt Asphaltloch um Asphaltloch ungedämpft weiter. Eine kleine Anhöhe ertrete ich mit vollem Körpereinsatz. Licht, Gangschaltung, Bremse – gibt es nicht. Das dünne Schutzblech klappert. Mit wehendem Haar lasse ich rollen, genieße Wind, Salzluft und Sonne im Gesicht. Kleine Schanzen lassen den Magen fröhlich hüpfen. Freiheit.

Der Strand erstreckt sich still und einsam hinter der grünen Fassade. Heran rauschende Wogen laufen sanft aus. Hinterlassen Muschelscherben und verwaiste Einsiedler. Klippen ragen kantig in die Luft, schneiden das auftreffende Wasser. Zierlich gebrechliche Steintürmchen widerstehen dem Wind. Kunstvoll und erhaben thronen sie auf dem schroffen Fels. Zufriedenheit.

Der Himmel wird grau. Düstere Wolken schieben sich vor den glänzenden Feuerball. Ich trete schneller. Die Räder rennen. Feiner Regen setzt ein. Verdichtet sich innerhalb weniger Augenblicke zu schweren dicken Tropfen. Fett und schmatzend treffen sie die Erde. Spiegelnde Pfützen bedecken den hellen sandigen Boden. Kein entkommen, kühles Wasser rinnt mir den Nacken hinab. Gänsehaut. Ich trete noch schneller. Klatschend trifft mich erdiges Wasser am Hinterkopf, herauf geschleudert durch das Hinterrad.

Nass klebt die Kleidung an mir. Ich gebe auf, drossle die Geschwindigkeit. Gelassenheit.

15. Januar 2014