EINE BOOTSFAHRT, DIE IST LUSTIG.

Die Welle donnert frontal auf den Bug, hebt die Nussschale empor und gleitet unbeteiligt davon. Einen Augenblick verharrt das Boot regungslos in der Luft, bevor es wuchtig und ohrenbetäubend auf das Wasser klatscht.

Das Boot misst keine zwei Mann, der hellblaue Lack des Innenraums bröselt. Unter das Fieberglas-Dach reihen sich vier schmale Bänke, bieten einem dutzend Menschen Platz. Rucksäcke, Waren und Habseligkeiten liegen verstreut im Bug. Wasser umspielt meine Füße, der Wind peitscht mir Seewasser ins Gesicht und zerrt an meinem Haar.

Ein Schlag kündigt die nächste Welle an. Wieder erhebt sich die Barke aus ihrem Element. Meine Nägel krallen in die Sitzbank, die Knöchel treten weiß hervor, ein Nagel splittert. Der Horizont – wo ist der Horizont. Ich fixiere den feinen Strich in der Ferne. Mein Körper gewährt dem Boot einen kleinen Vorsprung auf seinem Weg zurück auf die Seeoberfläche, Sekunden der Schwerelosigkeit. Mein Rücken staucht durch die Wucht des Aufpralls, mein Magen folgt als letztes und hebt sich sogleich wieder.

Wind erfasst das Schiffchen seitwärts mit einer aufgepeitschten Woge. Horizontale wird Vertikale. Das Boot neigt sich backbord, die Reling rast dem Wasser entgegen, kaum eine Handbreit bleibt. Mein Magen hebt sich, ich stemme die Füße gen Boden, versuche Gegengewicht zu sein. Halte den Atem an. Endlich kippt das Boot eine langsame Ewigkeit zurück in die Horizontale. Der Motor heult auf. Wir drehen uns dem Vulkan zu, Sonnenstrahlen streicheln den unruhigen See. Aus einem Pier in der Ferne wächst eine winzige Ortschaft den Berg hinauf. San Pedro. Ich lockere meinen Griff.

20. Dezember 2013