EIN FESTMAHL FÜR DIE MÖNCHE.

Die Männer tragen schwere Wasserperlen auf ihren Oberlippen. Der in gedeckten Farben gemusterte Longy eines Jeden, lässig um die Hüfte gebunden, trieft vor Körpersaft. Kräftige Fächerschläge fachen die lavafarbene Glut an. Flinke Hände legen stetig dicke Scheite nach. Die Luft ist erfüllt von Fleisch, Schweiß und Feuer.

Die Gemeinde am Inle Lake in Myanmar ist ein guter Gastgeber. Deshalb packen alle an. Etwas länger als eine Woche wird die Zeremonie dauern, in der mehr als tausend junge Novitzen ihre Prüfungen zum Möchnsein ablegen. Sie alle und die mehr als dreitausend erwarteten Gäste sollen rundum betreut und versorgt werden. Ein Kraftakt.

Das kaum hörbare Knistern und Knacksen trockenen Holzes verliert sich zwischen dem Geschwätz der Männer. Grauschwerer Rauch steigt aus den Löchern auf, zieht wie ein Drachen im Wind einen langen dunklen Schweif hinter sich her. Bleibt schließlich als undurchlässige Säule über den Feuerstellen stehen. Verbeißt sich in den Augen.

In jedem der drei Räume befinden sich unzählige Kochstellen. Aufgereite kniehohe Plateaus, in deren grob-gemauertem Beton das weißblaue Feuer hell und heiß lodert. Flimmernde Luft dort, wo die Glut den Rauch verdrängt. Kleine federleichte Ascheblättchen tänzeln weich getragen von der Hitze in der trockenen Luft. Das Feuer züngelt gierig.

Tiefe glänzende Wok-Pfannen glühen auf der Hitze. Darin gluckert ungeduldig das heiße Fett. Schaufelgroße Kellen befördern kiloweise geschnittenes Fleisch und zerlegten Fisch hinein. Wildes Brutzeln, gemeines Zischen und ärgerliches Brodeln. Routiniert heben die Männer das Gegarte aus den Pfannen. Die Nacht wird zum Tag. Gemeinsam werden Säcke gefüllt mit Reis, Kisten buntem Gemüse und Boxen voller Fleisch und Trockenfisch gewaschen, geschnitten, gewürzt, gegart, gekocht und gebraten. Jeder hilft mit. Jede Nacht, sieben Nächte lang.

Seinshu hat uns eingeladen zu helfen. Seinshu betreibt einen kleinen Kiosk, verleiht Fahrräder und bietet Trekking-Touren zu Stellen an, die noch nicht im Lonely Planet stehen. Er trinkt gerne ein kühles Bier, aber sein großes Laster, das sind die Zigaretten. Neugierig und höflich ist er. Schnell haben wir uns angefreundet, was für ein Glück.

So sitzen wir also zwischen nett lächelnden, stetig nickenden älteren Damen auf geflochtenen Bambusmatten auf dem Boden. Rechts von uns leer Körbe, links von uns mit Knoblauch gefüllte Körbe. Im Schneidersitz schälen wir mit einem kleinen stumpfen Messer Knoblauch. Knolle um Knolle. Die zähe feste Haut löst sich kaum von der kleinen Zehe. Bleibt an den Fingern kleben. Das Messer wird immer stumpfer.

Den Frauen geht die Arbeit sichtlich leichter von der Hand. Ein gezieler Schnitt in den Schaft. Die Messerspitze unter die Haut, ziehen, drehen, erneut ziehen. Die abgezogene Haut segelt ruhig auf die Matte. Fertig. Während ihre Körbe sich rasch füllen, habe ich das Gefühl, unserer ist ein Schwarzes Loch. Schmunzelnd beobachen sie uns. Tuscheln. Kichern. Schließlich schälen sie uns mütterlich-mittleidig einige Knollen vor. Wir ziehen nur noch ab.

18. Mai 2015