DER TOD DES BÜFFELS.

Dumpf klatscht der erdrückend schwere Körper auf den staubigen Boden. Das dreckverklebte Fell staucht sich wellenförmig den Rücken hinauf. Ein Huf zuckt bedächtig in der Luft, bis er schlaff zu Boden sinkt. Klebrig quillt das dunkle Blut aus dem tiefen Schnitt. Rinnt gemächlich den Hals hinab. Ein letzter schwerer Atemzug. Die Erde färbt sich rot.

In der bambusüberdachten Sänfte trohnt der verzierte Holzsarg. Das Dach gleicht den, für die Region typischen, schiffsähnlichen Häusern. Streckt sich Bug wie Heck gen Himmel. An gezwirbelten Wollfäden schwingen in unterschiedlichen Längen, leicht und unbekümmert, unzählige bunt umwebte Holzkreuzchen als schmückendes Beiwerk. Verknoten sich in ihrem ausgelassenen Tanz im Wind.

Der Büffel liegt noch in seiner warmen Lache, glotzt stumpf mit toten Augen. Das Maul steht offen. Heraus hängt die belegte Zunge. Gar schauerlich. Für das Volk der Tana Toraja war des Büffels Tod nicht ohne Sinn. Er ist wichtiger, wenn nicht gar wichtigster, Teil der mehrtägigen Beerdigung. Das geopferte Tier geleitet den Toten über die Berge und Seen in das Leben danach. Die Legende sagt, ohne ihn findet er seinen Weg nicht. Für die Zeremonie sparen die Angehörigen deshalb Monate, manchmal Jahre.

Das muskolöse gewaltige Tier wird nach seiner Opferung akkurat von Metzgerhand noch vor Ort zerlegt. Gebannte Blicke verfolgen die säuberliche Häutung. Beobachten die gründliche Entnahme der Gedärme. Und Beschauen das abschließende Zerlegen in einzelne Fleischstücke. Jeder auf der Feier anwesenden Familie steht ein, ihrem Rang entsprechendes, Stück davon zu. Ich bin atemlos. Atemlos, wie ich es auch während des Todesstichs war.

20. Mai 2015