CEMENTERIO ANTIGUA.

Andächtige Stille liegt über diesem Ort. Vorsichtig setzte ich einen Fuß nach dem anderen auf die hellen Pflastersteine. Vor mir erstreckt sich eine Allee aus Krypten und Mausoleen gesäumt von satt-grünen kugelförmigen Bäumen. Zwischen dem Geäst flüstert ein Vogel.

Weiß getüncht strahlen die Gräber in der Sonne Antiguas, werden zu skulpturalen Denkmälern. Ich schleiche tiefer hinein in die Totenstadt, bemüht keine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Das Weiß blendet. Der Weg führt geradewegs auf die Kapelle zu. Davor ragt aus einem steinernen Sockel ein haushohes eisernes Kreuz empor. Ich folge einem kleinen Pfad entlang an noch kunstvolleren Grabkapellen. Unzählige Erker und Zinnen ragen empor. Strecken sich dem tiefblauem Himmel entgegen. Der Kontrast von strahlendem reinem Weiß zu klarem leuchtendem Blau könnte nicht größer sein.

Mein Weg führt vorbei an mit Blüten und Girlanden geschmückten Gräbern. Wundervoll bunt und leicht. Ich fühle mich beinahe beschwingt und sauge diese eigenartige Stimmung in mich auf. Es liegt ein schwerer süßer Geruch in der Luft. Das müssen die Blumen sein. Auf dem weißen Untergrund leuchten sie intensiv Orange, in sanftem Lila, aufregendem Rot und warmem Gelb. Die Girlanden schwingen sanft in der leichten Briese.

Ich gelange in den Teil des Friedhofes, der offensichtlich für die weniger gutbetuchten Toten gedacht ist. Massive weiße Stein-Rechtecke stehen sich gegenüber. Sie beherbergen dicht an dicht Sarg für Sarg, vier Reihen hoch, unzählige lang. Spärlich Platz. Sauber verputzt, wo schon gefüllt. Auch hier Blumenschmuck. Der Vogel flüstert wieder. Vor mir erhebt sich würdevoll der Vulkan. Sein Gipfel hüllt sich in aufgebauschte leichte Wolken. Zeit in die Stadt der Lebenden zurück zu kehren.

17. Dezember 2013