CAFÉ RAINBOW.

Das Gewehr rutscht behäbig die Schulter des Guardia de seguridad hinab. Er fängt es mit einer Handbewegung und stellt es auf den hölzernen Kolben. Da steht es, zwischen uns. Mein Blick bleibt daran hängen. Freundlich nickt er mir zu und weist auf die Karte in meiner Hand.

Erneut deute ich auf die Calle, in der ich ein Café mit wifi vermute. Er nickt. Ich befinde mich scheinbar fünf Parallelstrassen und zwei Querstraßen entfernt. Eigentlich ganz einfach. Muchas gracias, adios Senor. Er nickt und schultert das Gewehr.

Schon die dritte Parallelstrasse lässt mich zweifeln. Die Straße ist schmal und beherbergt neben einer Vielzahl aufgereihter Roller einen Frucht- und Gemüsemarkt. Gestapelte süß duftender Ananas, kindsgrosse Papayas, Bananenstauden und aufgeschnittene Wassermelonen neben aufgetürmten feuerroten und giftiggrünen Chillis und Säcken gefüllt mit großen braunen Bohnen, Maiskörnern und reifen Avocados. Frauen sitzen neben ihrer Ware auf dem Boden und schnattern unentwegt. Sie tragen die typisch derben bunten Röcke mit hohem Gürtel und kunstvoll bestickten Blusen. Die dunklen glänzenden Haare verflochten mit Stoffbändern. Die Straße quillt über vor Trubel, erscheint mir jedoch zu klein, um sie zu zählen.

Das weiße Haus hat die gesuchte Hausnummer, veintisiete, ist aber kein Café. Ich drehe mich um meine Achse. Ein Mann kehrt den Staub. Die Straße ist belebt. Die Menschen putzen und schmücken emsig ihre Straßen. Weihnachten naht. Die Äste der Hibiskusbüsche und Palmen bersten beinahe unter der Last der Christbaumkugeln. Fensterbretter bieten Weichnachtssternen mit intensiv rotgrünen Blättern Platz. Es ertönt eine spanische Interpretation von Jingle Bells. Mein Blick wird von einem bunten Blechschild angezogen. Café Rainbow.

Im Eingang türmen sich Bücher und handgemachte Souvenirs. Frischer Röstgeruch liegt in der Luft. Dahinter liegt das Café, ein winziger Springbrunnen und üppiges Grün umrahmt von gemütlichen Sitzgelegenheiten unter freiem Himmel. Dahinter ist ein Raum zu erkennen, lichtdurchflutet. Die Helligkeit dringt durch ein weit geöffnetes bodentiefes Fenster. Davor ein kleiner Tisch mit einem einsamen Stuhl. Das ist er, mein Platz.

17. Dezember 2013