AIRPORT SHUTTLE.

Das Gepäckband setzt sich kreischend und schwerfällig in Bewegung. Alle Blicke heften sich gebannt auf die mit Gummi-Bändern verdeckte Ausgabe. Der erste Koffer schiebt sich hindurch und zerrt an den Bändern, sie dehnen sich und klatschen mit einem saftigen Schmatzen an den Metallrahmen. Koffer folgt auf Koffer.

Große, kleine, schwarze, bunte, verzurrte, in Folie gewickelte. Koffer die von Abenteuern und Reisen zeugen. Zwischendurch blitzt hier und da ein Rucksackberg auf. Das Band leert sich, ein neongrünes Ungetüm dreht seine Runden, niemand scheint es zu besitzen. Endlich erspähe ich meinen Rucksack, hieve ihn ächzend vom Band und frage mich, ob ich nicht versehentlich Steine eingepackt habe.

Ich gehe in die Knie, schlüpfe durch die Träger, lupfe den Rucksack auf den Rücken, stemme mich aufwärts und bemühe mich, nicht nach hinten zu kippen. Das Gewicht zieht unnachlässig. Fast liege ich käferartig bewegungsunfähig auf dem Boden. Mit zurück gewonnenem Gleichgewicht geht es an der Passkontrolle vorbei hinaus nach Guatemala City.

Der Eingangsbereich gleicht einem Spießrutenlauf. Transfer. Taxi. Good Price. Stimmen strömen auf mich ein, jemand zerrt an meinem Arm. Erst mal durchatmen. No, Gracias. Ich blicke auf und bekomme ein freundliches nahezu zahnloses Lächeln geschenkt. Große dunkle Augen eingerahmt von schwarzem glatten mittelgescheitelten Haar blicken mich auffordernd an. No hablas espaniol. Hablas ingles? Kopfschütteln, lächeln. Spanische Worte, ich versteh Keines.

Raus aus Gua City, weiter nach Antiqua, soweit der Plan. Ich benötige dringend Geld. Der ATM ist gut versteckt, in einem unscheinbaren Eck hinter der Wechselstube. Oberstes Stockwerk des Airports. Erreichbar ausschließlich über das dem Flughafen gegenüber liegende Parkhaus.

Ich schiebe meine Kreditkarte in die Öffnung und warte auf die Pineingabe. Fehlermeldung. Oh nein! Ich schiebe die Karte erneut hinein. Fehlermeldung. Fuck! Versuche es mit meiner Girokarte. Nichts. Mir wird heiß-kalt. Ich blicke mich um, ein junger Security-Beamter beobachtet mich aus einiger Entfernung. Grinsend hebt er den Arm und deutet mit der Hand eine Bewegung an. Ich tue ihm gleich, stecke meine Karte erneut in den Automaten. Fehlermeldung. Geduldig schüttelt er den Kopf und führt langsam eine vorwärts-rückwärts Bewegung aus. Reinstecken, Rausziehen, Pineingabe. Funktioniert! Ich halte Tausend Quezal in Hunderten in Händen. Er nickt mir aufmunternd zu.

Zurück im Shuttle-Tumult laufe ich Thomaso in die Arme. Der Rucksack drückt. Das ist dann wohl eine Win-Win-Situation. Ich steige ins Taxi, kurble das Fenster runter und lasse die angeblich gefährlichste Stadt Zentral-Amerikas hinter mir.

16. Dezember 2013